Der Klimawandel bringt viele Gefahren für den Wald mit sich. Stürme, Dürrejahre und Insektenplagen erhöhen die Wahrscheinlichkeit großflächiger Waldschäden. Oftmals geht hiermit die Notwendigkeit einher, dass Waldeigentümer verlorengegangene Waldflächen wiederherstellen müssen. Leider ist das Thema der Aufforstung daher von hoher Aktualität. Doch auch wenn Ihr Wald nicht von Schäden betroffen ist und es hoffentlich nie sein wird: Es kann es sich lohnen, sich einige grundlegende Informationen hierzu anzueignen, um besser vorbereitet zu sein. Diese Möglichkeit bieten wir Ihnen im folgenden Artikel.
Die Aufforstung - Verstehen und vermeiden
Die Aufforstung: Eine Einführung
Was ist mit einer Aufforstung gemeint?
Die Aufforstung beschreibt die Herstellung oder Wiederherstellung einer Waldfläche. Zumeist ist damit das Anpflanzen von Bäumen gemeint. Die Aufforstung kann aber auch durch eine künstliche Aussaat von Samen oder durch die Natur selbst geschehen, der sogenannten Naturverjüngung.
Der Vorteil der Naturverjüngung ist vor allem die Kosteneinsparung, da der Kauf von Pflanzen über eine Baumschule sowie die anfallende Pflanzarbeit entfallen. Oftmals besteht auch bereits eine gute Anpassung der jungen Bäume an ihren Standort, was den entstehenden Wald stabiler machen kann. Allerdings vermehren sich über die Naturverjüngung lediglich die Pflanzen, die bereits in der Umgebung vorkommen. Die Naturverjüngung ist also nicht das Mittel der Wahl, wenn im Rahmen der Aufforstung ein Wechsel der Baumarten stattfinden soll.
Wenn Sie einen solchen Wechsel vornehmen und bestimmte Baumarten in Ihrem Wald fördern möchten, müssen Sie diese im Rahmen der Aufforstung pflanzen. Dies kann auch dann nötig werden, wenn Sie besonders klimastabile Baumarten auf Ihrer Waldfläche etablieren möchten, die bislang nicht dort vorkamen. Vor dem Hintergrund der Anpassung Ihres Waldes an den Klimawandel kann dies ein Thema von hoher Relevanz sein.
Was ist nicht mit einer Aufforstung gemeint?
Nicht zu verwechseln ist die Aufforstung mit der Anlage einer Weihnachtsbaumkultur oder einer sogenannten Kurzumtriebsplantage. Das ist eine wenige Jahre andauernde Anpflanzung besonders schnellwachsender Baumarten, die in der Regel zur Energieholzproduktion genutzt werden. Beides fällt nicht in den Bereich der Forstwirtschaft sondern ist der Landwirtschaft zuzuordnen. Daher gelten hierbei gänzlich andere Ziele, gesetzliche Regelungen und praktische Vorgehensweisen in Rahmen der Bewirtschaftung.
Erstaufforstung und Wiederaufforstung – Was ist der Unterschied?
Bei der Aufforstung unterscheidet man zwischen der Erstaufforstung und der Wiederaufforstung.
Bei der Erstaufforstung einer Fläche war diese zuvor kein Wald sondern beispielsweise Ackerland. Eine Erstaufforstung ist immer genehmigungspflichtig, da hiermit die Umwandlung einer zuvor andersartig genutzten Fläche einhergeht. Nach der Erstaufforstung fällt die Fläche erstmalig unter das Waldgesetz.
Bei einer Wiederaufforstung handelt es sich hingegen um die Wiederherstellung zerstörter Waldflächen, die zuvor bereits Wald im Sinne des Gesetzes waren. Sie ist daher für die meisten Waldeigentümer von Relevanz, wenn von einer Aufforstung gesprochen wird.
Wann wird eine Wiederaufforstung nötig?
Nach einem Sturm, bei dem viele Bäume umgeworfen oder gebrochen wurden, werden Waldbesitzer oftmals über ein Schreiben vom zuständigen Forstamt -der sogenannten Unteren Forstbehörde- dazu aufgefordert, die betroffenen Waldflächen wieder aufzuforsten. Das Gleiche kann nach Waldbränden oder großflächigen Waldschäden durch Insekten eintreten. Hintergrund ist, dass Sie als Waldeigentümer laut Bundeswaldgesetz innerhalb einer angemessenen Frist hierzu verpflichtet sind. Näheres regelt das Landeswaldgesetz des jeweiligen Bundeslandes, in welchem Ihr Waldgrundstück liegt. Das Bundesland Ihres Wohnortes ist hierbei nicht relevant.
Über gesetzliche Verpflichtungen hinaus, ist es natürlich auch in Ihrem Interesse als Waldeigentümer, dass Ihr Wald wieder hergestellt wird und er seine vielfältigen Funktionen erfüllt. Auch ohne gesetzliche Fristen ist es dabei sehr sinnvoll, möglichst schnell Ihre zerstörte Waldfläche wieder zu bewalden. Denn, wenn schlagartig viel Licht, Wärme und Raum auf einer vorherigen Waldfläche zur Verfügung steht, dann siedeln sich dort schnell andere Pflanzenarten an. Dies können insbesondere lichtliebende Gräser oder -je nach Bodenverhältnissen- auch Brombeeren sein, die ein regelrechtes Dickicht bilden. Sind diese einmal auf der Fläche dominant, so gestaltet sich eine Wiederaufforstung deutlich aufwendiger und kostenintensiver. Der unerwünschte Bewuchs muss dann mühsam entfernt werden, da ansonsten weder eine natürliche Verjüngung von Bäumen aufkommt, noch eine erfolgreiche Pflanzung möglich ist.
Was ist bei der Aufforstung zu beachten?
Lernen aus der Vergangenheit
Wie so oft in der Waldwirtschaft, gilt insbesondere auch bei der Aufforstung: Ihre Entscheidungen bei der Wiederherstellung von Waldflächen können über hundert, manchmal über zweihundert Jahre lang wirken. Sie treffen also heute Entscheidungen, die noch in vielen Generationen Ihren Wald beeinflussen werden. Daher sollten sie eine Aufforstung von Anfang an mit größtmöglicher Sorgfalt behandeln.
Hierbei lohnt es sich zu fragen, wie es zu dem Schaden gekommen ist, der eine Aufforstung nötig gemacht hat und, wie er künftig zu verhindern ist. Begreifen Sie die Aufforstung daher als Chance:
Ist die vorherige Baumart die richtige gewesen oder sollte ich mich bei der Baumartenwahl umorientieren? Wie kann ich meinen Wald darüber hinaus gestalten, um ihn besser auf mögliche Schäden in der Zukunft vorzubereiten?
Aufforsten durch Pflanzung: Wichtige Überlegungen vorab
Wenn Sie die Baumartenzusammensetzung Ihres Waldes verändern oder ihn aktiv an mögliche Klimaveränderungen anpassen möchten, können Sie dies mit Hilfe einer Pflanzung tun. Bei der Pflanzung sollten Sie jedoch einige Dinge beachten:
- Auswahl der richtigen Baumarten, passend zu ihrem Standort und Ihren Zielen im Wald
- Auswahl der richtigen Herkunftsgebiete (Provenienzen) der Bäume, passend zu ihrem Standort
- Wahl der richtigen Pflanzzeit (Frühjahrs- oder Herbstpflanzung)
- Wahl des richtigen Abstands der jungen Bäume zueinander sowie ihrer Verteilung auf der Fläche
- Schutz der jungen Bäume vor möglichen Schäden, insbesondere vor Verbiss durch das Wild
Das klingt kompliziert? Ist es auch ein wenig.
Lassen Sie sich vor der Aufforstung beraten
Scheuen Sie daher nicht davor zurück, sich gezielte Beratung von einem staatlichen Förster oder privaten Forstberater einzuholen, falls einmal eine Aufforstung in Ihrem Wald nötig wird. Er wird Sie mit viel Know-How unterstützen können. Denn: Mit einer Pflanzung legen Sie den Grundstein für die nächste Waldgeneration. Ungünstige Entscheidungen, die Sie hierbei treffen, können noch viele Jahrzehnte später hohe Aufwände und Kosten mit sich bringen. Im schlimmsten Fall führen diese zu instabilen Wäldern, die anfällig für neue Schäden sind. An dieser wichtigen Stelle ist eine professionelle Beratung daher besonders gut investiert, da sie Ihnen viel Ärger und Geld einsparen kann.
Ist die Beratung erfolgt und sind alle Entscheidungen getroffen, dann kann eine Fachfirma für Pflanzungen die fachgerechte Umsetzung der Pflanzung übernehmen. Diese stellt mit ihrer Arbeit sicher, dass die jungen Bäume bestmöglich anwachsen und gedeihen. Denn auch bei der richtigen Pflanzung gibt es einiges zu beachten. Oftmals können Ihnen Ihr Förster oder Forstberater Firmen empfehlen, mit denen sie bereits gut zusammengearbeitet haben und von deren Arbeitsqualität sie überzeugt sind.
Was kann ich tun, um eine Aufforstung bestmöglich zu verhindern?
Risikovorsorge durch regelmäßige Waldpflege
Auch wenn es dabei keine hundertprozentige Sicherheit geben kann: Der beste Weg ist natürlich immer, eine Aufforstung zu verhindern. Das Risiko eines massiven Schadens in Ihrem Wald verringern Sie am besten mit einer regelmäßigen Waldpflege. Denn gepflegte Wälder sind deutlich weniger anfällig gegenüber größeren Schäden. Warum das so ist, erfahren Sie in unserem Video zu diesem wichtigen Thema:
Früh an Ihre nächste Baumgeneration denken
Bei der Risikovorsorge ist von großer Bedeutung, dass der sogenannte Oberstand stabilisiert wird. Darunter versteht der Förster die zumeist älteren Bäume, welche die obere Schicht Ihres Waldes bilden.
Ebenso wichtig ist es jedoch, dafür zu sorgen, dass möglichst früh junge Bäume im Schutz der alten Bäumen heran wachsen. Man spricht hierbei vom sogenannten Nachwuchs. Dieser macht Ihren Wald zweischichtig, in späteren Jahren sogar vielschichtig. Im Fall eines Schadens am Oberstand, steht somit bereits eine neue Baumgeneration bereit, um fortan die Führung in Ihrem Wald zu übernehmen.
Je nachdem, wie umfangreich der Nachwuchs etabliert wurde, kann der Aufwand einer Aufforstung dadurch im Schadensfall erheblich verringert werden oder sogar gänzlich wegfallen. Hierbei handelt es sich im Übrigen um ein Vorgehen, dass sich in hohem Maße an natürlichen Prozessen orientiert. Denn gerade in Wäldern, die nicht vom Menschen beeinflusst sind, leben junge und alte Bäume oft bunt durchmischt auf der gleichen Fläche. Und dies aus gutem Grund.
Wenn Sie dieses wichtige Thema interessiert, dann lesen Sie hierzu auch unseren Artikel über den naturnahen Waldbau. Besitzen Sie bislang reinen Nadelwald, dann empfehlen wir Ihnen auch die Lektüre unseres Artikels Waldumbau: Vom Nadelwald zum Mischwald. Denn, Mischwälder sind in vieler Hinsicht stabiler und verringern somit das Risiko von Waldschäden. Auch im Hinblick auf Unsicherheiten, die der Klimawandel mit sich bringt. Eine kurzweilige Einführung in dieses Thema bietet Ihnen auch unser Video über den Wald im Klimawandel:
Ihre Potentiale natürlicher Verjüngung kennenlernen
Wenn Sie zu den glücklichen Waldeigentümern gehören, in deren Wald allerorts auf natürliche Weise junge Bäume heranwachsen, dann ist dieser Abschnitt unseres Artikels weniger relevant für Sie. Auf den Flächen vieler Waldeigentümer ist dies jedoch leider nicht der Fall.
Um daher schon vor einem möglichen Schaden herauszufinden, welche Baumarten ohne Ihr Zutun in Ihrem Wald wachsen können, empfiehlt es sich, ein sogenanntes Weisergatter anzulegen. Ein Weisergatter ist ein eingezäunter Bereich von wenigen Quadratmetern Größe, in dem Pflanzen durch einen Wildzaun vor Verbissschäden durch das Wild geschützt werden. In diesem gezäunten Areal sollten sich über die Zeit Bäume, Sträucher und andere Pflanzen natürlich ansiedeln und wachsen. Die hierzu benötigten Samen können auf vielfältige Weise in das Weisergatter gelangen: Durch den Wind, durch Vögel, durch Säugetiere, wie das Eichhörnchen oder, da sie direkt von darüber liegenden Mutterbäumen auf den Waldboden herabfallen. Auch können sie bereits im Boden lagern und nur darauf warten auszutreiben, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Etwas über den Wildverbiss in Ihrem Wald lernen
Weisergatter bieten dabei eine einfache aber sehr beeindruckende Möglichkeit, um zu sehen, ob Ihr Wald unter einem zu hohen Wildverbiss leidet: Wachsen und gedeihen innerhalb Ihres Weisergatters nach wenigen Jahren bereits viele junge Bäume? Und ist der Waldboden außerhalb des Weisergatters deutlich weniger stark mit jungen Bäumen besiedelt oder gar „nackt“? Wenn ja, dann gibt Ihnen dies einen Hinweis auf eine deutlich zu hohe Wilddichte in Ihrem Wald, die ein natürliches Aufkommen junger Bäume unmöglich macht. Im Fall eines großflächigen Schadens in Ihrem Wald, ist eine sinnvolle Wiederbewaldung durch aufkommende Naturverjüngung somit wenig aussichtsreich.
Ist der Wildverbiss zu hoch? Reagieren Sie schon heute!
Der Wildverbiss in Ihrem Wald ist zu hoch und Sie gehen nicht selbst in Ihrem Wald zur Jagd? Dann werben Sie schon heute beim örtlichen Jäger oder der für Sie zuständigen Jagdgenossenschaft für eine intensivere Bejagung in Ihrem Wald. Besonders wichtig ist hierbei eine „waldfreundliche“ Dichte des Rehwildes, da dieses besonders gerne die Knospen und Triebe junger Bäume verbeisst. Geschieht dies erst, wenn eine Aufforstung notwendig geworden ist, dann haben Sie wertvolle Zeit verloren. Und auch ohne die Notwendigkeit einer Aufforstung wird es Ihnen die natürliche Entwicklung Ihres Waldes danken.
Das Gleiche gilt im Übrigen für Pflanzungen junger Bäume, bei welchen es besonders teuer wird, wenn diese vom Wild verbissen werden, dadurch absterben oder stark geschädigt werden. Wenn Sie dieses wichtige Thema weitergehend interessiert, dann lesen Sie unseren Artikel Wildschäden vermeiden. Darüber hinaus gibt es viele weitere Maßnahmen, die das natürliche Aufkommen junger Bäume in Ihrem Wald fördern. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Tierisch hilfreich im Wald: Das Eichhörnchen.
Waldhilfe wünscht Ihnen viel Freude mit Ihrem Wald!
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