Bergwaldprojekt e.V.
zum Wald im Klimawandel

Unsere Wälder haben massiv unter den ungewöhnlich trockenen letzten Jahren gelitten und Schäden von großem Ausmaß sind weiterhin spürbar. Experten sind sich einig, dass der Klimawandel auch in Zukunft einen großen Einfluss auf den Wald haben wird. Vor diesem Hintergrund scheint ein Umdenken unausweichlich. Wir haben einen Experten vom Bergwaldprojekt e.V. gefragt, wie sich der Wald in Zukunft verändern wird und was wir tun können, um ihn zu schützen und zu erhalten:

Bergwaldprojekt - Wald der Zukunft

Bergwaldprojekt e.V.

In der Schweiz gegründet, organisiert das Bergwaldprojekt seit 1987 Arbeitseinsätze zum Schutz, Erhalt und der Pflege des Waldes in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Liechtenstein und Katalonien. Vom Bergwald bis hin zur Küste können jedes Jahr Freiwillige, die meist noch wenig mit Forstwirtschaft und Naturschutz zu tun haben, durch ihre Arbeit in den jeweiligen Projektgebieten unterstützen und dabei ihr Wissen um unsere Wälder ausbauen. Allein im Jahr 2020 wurden 105 spannende Projektwochen für Freiwillige angeboten.
Wir befragten Peter Naumann vom Bergwaldprojekt e.V. Er ist einer der Förster im Team und gleichzeitig für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig:

Waldhilfe: Was genau tun Sie in Ihrer Position dafür, den Wald klimafit zu machen?

Peter Naumann: Das Bergwaldprojekt arbeitet mit Freiwilligen an 61 Standorten in Deutschland im Waldumbau, der Schutzwaldsanierung und der Pflege. Mit 3000 Freiwilligen in den Bereichen Projekte, Waldschule und Corporate Volunteering setzen wir pro Jahr in Zusammenarbeit mit den Waldpartnern (nur öffentlicher Wald) etwa 300 000 standortheimische Bäume ( je nach Standort Weißtanne, Buche, Bergulme, Bergahorn/ Traubeneiche, Winterlinde, Spitzahorn, Walnuss, Elsbeere etc.) und sorgen mit Steigbau, Hochsitzbau sowie Zaunbau und Einzelschutz dafür, das diese Bäume auch anwachsen.

Die Wälder leiden stark unter den wechselnden Klimabedingungen. Wie sieht Ihrer Meinung nach der Wald und das Waldmanagement der Zukunft aus?

Das Waldmanagement der Zukunft wird auch noch Holz zur Verfügung stellen, allerdings wird dieses hochwertiger sein und nicht die Massensortimente hervorbringen, auf die derzeit gesetzt wird. Die Bewirtschaftung muss und wird die ökosystemaren Eigenschaften der Wälder stärker in den Fokus nehmen (Trinkwasserbildung und Filterung, Humusaufbau, Artenvielfalt). Dieses Management orientiert sich an der naturnahen Waldnutzung mit konsequenter Bejagung des Schalenwildes, wenigen und extensiven Eingriffen in der Pflege. Zudem einer Vermeidung der Zerschneidung der Bestände (keine Rückegassenabstände mit 20 m) und einer bodenschonenden Holzernte.

Bergwaldprojekt Interview Waldvisionen

In den letzten Sommern kam es vor allem in strukturarmen Wäldern zu großen Schäden. Was schlagen Sie Besitzern dieser Wälder vor?

Die Schäden sind durch das Absterben der Feinwurzeln und deren Folgen (Bast-, Borkenkäfer und Pilzkrankheiten) entstanden. Befeuert wurden sie meist durch zu hohe Bestandesinnentemperaturen, welche durch zu wenig Mischung und Differenzierung entstehen (gleichförmige, artenarme Bestände). Abhilfe schafft hier zunächst ein effektives Jagdmangement (WBV und FBG-Waldbesitzer sind gut beraten die Jagd in die eigenen Hände zu nehmen, da zumeist das Waldsterben von unten regiert!). Der zweite Schritt ist der Umbau mit standortheimischen Baumarten – je nach Lichtverhältnissen und Standort – um eine effektive Humusschicht aufzubauen, die Wasser und Nährstoffe speichert. Die Folge sind nach ca. 5- 10 Jahren ein höheres Wasserspeichervermögen, niedrigere Bestandesinnentemperaturen und eine hohe Artenvielfalt.

Was kann die Bevölkerung für den Wald der Zukunft tun?

Die Bevölkerung kann durch nachhaltiges Verhalten ihren CO2-Ausstoß (derzeit 9,6 t/ J/Person) senken. Werte wie in Schweden (4,5 t/ J/ Person) sind durch drei Dinge möglich:

  1. Verzicht auf innerdeutsche Flüge
  2. Nachhaltiger Strombezug aus regenerativen Quellen und
  3. Verzicht auf die Nutzung von industriell produziertem Fleisch (man muss nicht vegan werden).

Darüber hinaus weniger Auto fahren und sich für den Wald vor der Haustür engagieren – beispielsweise mit dem Bergwaldprojekt.

In der Öffentlichkeit heißt es oft, dass klimabedingte Probleme im Wald nur gemeinsam gelöst werden können. Was heißt in diesem Fall „gemeinsam“ für Sie?

Gemeinsam heißt, dass alle gesellschaftlichen Kräfte sich an der Lösung beteiligen.
Dazu ist es zunächst notwendig, dass wir uns als Teil des Waldes betrachten. Durch die Änderung der politischen Rahmenbedingungen (Stärkung der regenerativen Energien, raus aus der Kohle) und durch die Änderung des persönlichen Verhaltens hinsichtlich Mobilität, Ernährung und Energie in Richtung Nachhaltigkeit steht ein gewaltiger Wirkungsgrad zur Verfügung.

 

Vielen Dank an Peter Naumann vom Bergwaldprojekt!

 

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