NABU e.V. zum Wald im Klimawandel

Unsere Wälder haben massiv unter den ungewöhnlich trockenen letzten Jahren gelitten und Schäden von großem Ausmaß sind weiterhin spürbar. Experten sind sich einig, dass der Klimawandel auch in Zukunft Einfluss auf den Wald haben wird. Vor diesem Hintergrund scheint ein Umdenken deshalb unausweichlich. Wir haben den Präsidenten des NABU gefragt, wie sich der Wald in Zukunft verändern wird und was wir tun können, um ihn zu schützen und zu erhalten:

Wald im Klimawandel Krüger NABU

NABU e.V.

Als einer der größten deutschen Naturschutzverbände setzt sich der NABU für Mensch und Natur ein. Neben vielen Naturschutzprojekten wird ein Fokus auf Umweltbildung und Forschung gelegt. Wir befragten Jörg-Andreas Krüger, Präsident des NABU:

Waldhilfe: Was genau tun Sie in Ihrer Position dafür, den Wald klimafit zu machen?

Jörg-Andreas Krüger: Als Präsident des NABU setze ich mich für eine naturnahe Bewirtschaftung ein, die das Multitalent Wald in den Mittelpunkt stellt, das Lebens- und Erholungsraum für Menschen, Tiere und Pflanzen ist, uns mit Holz versorgt, Kohlenstoff speichert, Extremtemperaturen und- niederschläge puffert und noch vieles mehr. Damit die Wälder „klimafit“ werden, halte ich einen engeren Austausch mit der Forst- und Holzindustrie für notwendig. Nur gemeinsam können wir diese Herausforderung meistern.
Für den Erhalt unserer Wälder ist es zentral, den Klimawandel zu begrenzen. Wir brauchen die Trendwende bei den Treibhausgasen, denn gegen einen stetig fortschreitenden Klimawandel könnten sich Wälder nicht schnell genug anpassen. Dafür setze ich mich in Politik und Wirtschaft ein, werbe und streite für rasche und wirksame Lösungen.

Die Wälder leiden stark unter den wechselnden Klimabedingungen. Wie sieht Ihrer Meinung nach der Wald und das Waldmanagement der Zukunft aus?

Die Wälder müssen so gut wie möglich an den jeweiligen Standort angepasst, die Baumarten vor allem standortheimisch sein. In den Wäldern sollte ausreichend lebende und abgestorbene Biomasse vorhanden sein, um Humusbildung und Wasserspeicherkapazität zu fördern. Ziel muss es sein, widerstandsfähige, naturnahe Wälder zu bewahren, die eine Aufrechterhaltung aller Ökosystemleistungen garantieren. Zehn Prozent der öffentlichen Wälder sollen komplett der Natur überlassen werden – als Lernflächen, als Freilandlabor und vor allem als Lebensraum für die Arten, die alt werdende Wälder brauchen.

Wald im Klimawandel NABU Krüger

© Anselm Kissel

In den letzten Sommern kam es vor allem in strukturarmen Wäldern zu großen Schäden. Was schlagen Sie Besitzern dieser Wälder vor?

Bei Investitionen in teure Anpflanzungen sollten Waldbesitzer vorsichtig sein, da die Gefahr besteht, dass diese zum Opfer weiterer Trockenjahre werden. Dementsprechend sollten sie auf Naturverjüngung setzen. Um Laubbäume oder Tannen zu fördern, muss außerdem darauf geachtet werden, dass die Naturverjüngung nicht zu stark verbissen wird. Dafür muss die Jagd tierschutzgerecht und möglichst effizient gestaltet werden.
Skeptisch bin ich, wenn jetzt überall der Ruf nach einem schnellen Räumen der abgestorbenen Wälder aufkommt. Die toten Bäume können der Naturverjüngung Schutz bieten und so die Entwicklung widerstandsfähiger Wälder fördern.

Was kann die Bevölkerung für den Wald der Zukunft tun?

Wald braucht Wertschätzung! Eine Möglichkeit dafür ist, Holzprodukten beim Bau und beim Kauf von Möbeln den Vorzug zu geben. Wer in langlebige Holzprodukte investiert, schafft Wertschöpfung und speichert Kohlenstoff. Außerdem müssen wir bei kurzlebigen Produkten wie Papier dringend sparsamer werden. Pro Kopf fallen in Deutschland jährlich etwa 240 Kilogramm Pappe und Papier an. Das ist dramatisch zu viel und führt weltweit dazu, dass Wälder ausgebeutet werden, teils sogar ganz verschwinden. Und wer beim Kauf von Holz- und Papiererzeugnissen auf die FSC-Zertifizierung achtet, der fördert das Waldmanagement nach nachhaltigen Kriterien.

In der Öffentlichkeit heißt es oft, dass klimabedingte Probleme im Wald nur gemeinsam gelöst werden können. Was heißt in diesem Fall „gemeinsam“ für Sie?

Klar, der Klimawandel ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Anstrengungen zum Schutz unserer Wälder vor dem Klimawandel können nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen über den Forstsektor hinaus reduziert wird. Gemeinsam für den Wald heißt für mich aber auch, dass Naturschutz, Waldbesitzer und Forstindustrie stärker aufeinander zugehen müssen. Ich bin davon überzeugt, dass wir auch dort, wo wir auf den ersten Blick unterschiedliche Interessen und Positionen vertreten, Diskussion und Dialog tragfähige Lösungen finden können. Angesichts der Herausforderungen ist es keine Option mehr, in der „Komfortzone“ tradierter Positionen und „Freund-Feind-Muster“ stehen zu bleiben.

 

Vielen Dank an Jörg-Andreas Krüger vom NABU!

 

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