Förster zum Wald im Klimawandel

Unsere Wälder haben massiv unter den ungewöhnlich trockenen letzten Jahren gelitten und Schäden von großem Ausmaß sind weiterhin spürbar. Experten sind sich einig, dass der Klimawandel auch in Zukunft Einfluss auf den Wald haben wird. Vor diesem Hintergrund scheint ein Umdenken deshalb unausweichlich. Wir trafen einen Förster der Gräflich Bernstorff´schen Betriebe in Niedersachsen und fragten ihn, wie sich der Wald in Zukunft verändern wird und was wir tun können, um ihn zu schützen und zu erhalten:

Gräflich Berstorff´sche Betriebe zum Wald im Klimawandel

Gräflich Bernstorff´sche Betriebe

Ulrich von Mirbach ist Förster bei den Gräflich Bernstorff´schen Betrieben in Gartow, Niedersachsen. Mit seinen zwei Förster-Kollegen bewirtschaftet er die 5700 Hektar großen Bernstorff´schen Wälder. Einen starken Fokus setzen sie auf eine naturnahe Bewirtschaftung des Waldes und seine Strukturvielfalt:

Waldhilfe: Was genau tun Sie in Ihrer Position dafür, den Wald klimafit zu machen?

Ulrich von Mirbach: Ich empfehle meinem Waldbesitzer auch in eine neue Richtung hinsichtlich Baumartenwahl zu investieren und weiterhin an dem Waldbaumodell der „Naturgemäßen Waldwirtschaft“ festzuhalten. Damit haben wir gute und lange Erfahrung und Aspekte, wie Mischung und Struktur, aber auch Standortgerechtigkeit und Naturverjüngung, werden damit optimal berücksichtigt. Das sind alles Aspekte, die auch als Vorbereitung auf den Klimawandel wieder ganz aktuell sind. Die Wälder leiden stark unter den wechselnden Klimabedingungen.

Wie sieht Ihrer Meinung nach der Wald und das Waldmanagement der Zukunft aus?

Wie der Wald der Zukunft aussehen wird, vermag ich nicht zu sagen, weil die Menschen sich ja immer noch streiten, um wie viel Grad sich die Atmosphäre erwärmen darf oder wird. Und solange Deutschland, aber auch der Rest der Welt, seine gesteckten Klimaziele ständig reißt, bleibt die Zukunft – insbesondere die des Waldes- ungewiss.
Sicherlich wird es auf den meisten Standorten irgendeine Form von Mischwald sein, die am längsten durchhält.
Pfahlwurzler werden im Vorteil sein, weil sie Sturmereignissen und sinkenden Grundwasserständen besser widerstehen können.

Wälder werden wahrscheinlich nicht mehr so alt werden wie derzeit, weil alte Bäume höher sind und damit windwurfgefährdeter als junge Bäume. Es wird häufiger und größere Störungsstellen in den Beständen geben und damit auch ein verändertes Waldmanagement. Forstschutzfragen (Vegetationsbrandbekämpfung, Borkenkäferbekämpfung, neuartige Schädlinge) werden in den Vordergrund treten. Wiederaufforstungsarbeiten, Naturverjüngungsverfahren aber auch Bewältigung von Kalamitäten und der Verkauf von unregelmäßig anfallenden Schadholzmengen werden das zukünftige Waldmanagement prägen.

Förster Interview Klimawandel

© Anselm Kissel

In den letzten Sommern kam es vor allem in strukturarmen Wäldern zu großen Schäden, was schlagen Sie Besitzern dieser Wälder vor?

Jetzt die Gelegenheit zu nutzen auf den Schadflächen Vielfalt zu bringen. Einerseits mit dem Pflanzspaten, andererseits aber auch die Naturverjüngung zu nutzen, wenn die Qualität der Altbestände in Ordnung ist. Sturm, Insekten und Feuer sind alles Sukzessionsauslöser, die eine Entwicklung hin zur naturgemäßen Waldwirtschaft befördern können. Und irgendwann haben wir dann Vielfalt, Ungleichaltrigkeit und Struktur.
Sicherlich müssen wir auch die Frage der Samenherkunft neu überdenken. Nicht immer ist das, was aus der Region kommt, optimal für zukünftige Anforderungen. In die Hochlagen der Mittelgebirge gehört eben auch eine echte Hochlagenprovenienz.

Was kann die Bevölkerung für den Wald der Zukunft tun?

Da der Wald für den Menschen, für uns alle, überlebenswichtig ist, muss jeder Einzelne über seine demokratischen Einflussmöglichkeiten, sprich Wahlen, dafür sorgen, dass wir Parlamente bekommen, die dem Wald in all seinen Funktionen mehr Bedeutung und Wertschätzung zumessen und deren politischen Führungskräfte wirklich langfristiges Denken verinnerlichen.

Natürlich kann der einzelne Bürger auch etwas an seinem persönlichen Lebensstil ändern. Seinen Konsum immer auf echte Nachhaltigkeit überprüfen. Waren und Dienstleistungen immer fair bezahlen, was häufig gar nicht so einfach ist.
Und dann haben wir noch etwa 2,5 Mio. Waldbesitzer in unserem Land. Menschen wie Sie und ich, die gut und verantwortungsvoll ihren Wald bewirtschaften müssen und der Rest der Gesellschaft muss wissen, dass der Wald noch viele andere Funktionen über die Holzproduktion und Naturschutz hinaus erfüllt.

In der Öffentlichkeit heißt es oft, dass klimabedingte Probleme im Wald nur gemeinsam gelöst werden können. Was heißt in diesem Fall „gemeinsam“ für Sie?

Im Prinzip, wie schon in Frage 3 erläutert, hat jeder an seiner Stelle mehr oder weniger Möglichkeit für den Wald Verantwortung zu übernehmen. Er kann wählen gehen, er kann weniger CO 2 freisetzen, er kann Bäume pflanzen, langlebige Holzprodukte kaufen und Häuser aus Holz statt aus Beton bauen.
Effizient im Sinne des Waldes wäre es, wenn die vielen Interessengruppen, die sich um den Wald bemühen den Fachleuten zunächst den Vortritt lassen würden .

 

Vielen Dank an Ulrich von Mirbach von den Gräflich Bernstorff´schen Betrieben!

 

 

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