Tierisch hilfreich im Wald: Das Eichhörnchen

In unserer Reihe “Tierisch hilfreich im Wald” stellen wir Ihnen Ihre besten Freunde bei der Pflege und Entwicklung Ihres Waldes vor. Denn es gibt besondere Tierarten, die täglich ihr Bestes geben, um Ihren Wald aktiv mitzugestalten, ihn vielfältiger und stabiler zu machen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen einen Kandidaten vor, den man getrost als kleinen Förster des Waldes bezeichnen kann: Das Eichhörnchen. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, warum das so ist und wie Sie eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Eichhörnchen fördern können!

Das Eichhörnchen: Jeder kennt es, aber nicht jeder Waldeigentümer kennt seinen großen Wert für den eigenen Wald.

Die Lebensweise des Eichhörnchens

Hoch oben in den Wipfeln des Waldes lebt das Eichhörnchen. Geschickt klettert es Stämme hinauf und springt halsbrecherisch von Ast zu Ast. Dabei sind Sprünge von mehreren Metern keine größere Herausforderung. Da das Eichhörnchen tagaktiv ist, kann es häufig beobachtet werden und ist somit vielen Menschen gut bekannt. 

Wenn das Eichhörnchen einmal nicht aktiv ist, dann zieht es sich in seine Kobel zurück. Hierbei handelt es sich um ein kugelförmiges Nest, das es weit oben im Baum baut. Dort verbringt das Eichhörnchen die Nacht und zieht seinen Nachwuchs auf. Bis zu zwei Würfe mit bis zu fünf Jungen bringt es im Jahr hervor. Diese kommen blind zur Welt und werden ungefähr 8 Wochen lang gesäugt. 

Im Winter hält das Eichhörnchen eine Winterruhe, jedoch keinen Winterschlaf. Das heißt, es wird täglich für 2 bis 3 Stunden wach und verlässt seine Kobel, um zu fressen. Doch was frisst es im Winter? Die Antwort auf diese Frage ist wichtig, um den besonderen Wert des Eichhörnchens für den Wald zu verstehen.

Was leistet das Eichhörnchen für meinen Wald?

Zur Überlebensstrategie des Eichhörnchens gehört, dass es unermüdlich Baumsamen sammelt, um sich in der kalten Jahreszeit davon zu ernähren. In den wärmeren Monaten des Jahres trägt es diese kiloweise zusammen. Darunter sind beispielsweise die Eicheln der Eiche, die Bucheckern der Buche sowie die Samen aus dem Zapfen der Fichte. Dabei möchte das Eichhörnchen natürlich nicht, dass die Vorräte von anderen Tieren gefunden werden. Aus diesem Grund versteckt es die Samen im Waldboden. Dies geschieht oft über viele Hektar Waldfläche verteilt, da es in einem großen Territorium lebt.

Das hohe Glück der Vergesslichkeit

Glücklicherweise ist das Eichhörnchen besonders eifrig beim Anlegen von Vorräten – und auch ein wenig vergesslich. Denn nur etwa die Hälfte der versteckten Samen findet es wieder. Und was passiert mit den restlichen Samen? Genau. Sie treiben aus, bilden eine neue Baumgeneration und tragen so dazu bei, dass Ihr Wald von einer Verjüngungskur profitiert! Man kann also sagen, dass das Eichhörnchen jedes Jahr eine beherzte Saataktion in Ihrem Wald startet. Völlig kostenfrei und fachkundig.

Sähen – aber richtig!

Das Besondere an der Arbeit des Eichhörnchens ist auch: Die Samen vieler Waldbäume können nicht keimen, wenn sie lediglich vom Mutterbaum auf den Waldboden fallen. Sie müssen zuerst mit dem sogenannten Mineralboden in Kontakt geraten. Das ist der Teil des Waldbodens, der oftmals unter der oberen Schicht nicht zersetzter Blätter und Nadeln – dem sogenannten Rohhumus – versteckt ist. Da das Eichhörnchen die Samen vergräbt, ist die spätere Keimung der Samen auf ideale Weise möglich. 

Helfen, wo der Wind machtlos ist

Wichtig ist auch zu verstehen, dass das Eichhörnchen insbesondere die Arten von Samen auf großer Waldfläche verteilt, die besonders nährstoffreich und daher auch schwer sind. Derartige Samen können nicht durch den Wind verteilt werden, wie es beispielsweise bei sogenannten Pionierbaumarten (z.B. Birke, Pappel, Weide) der Fall ist. Baumarten mit schweren Samen, wie die Eiche oder die Buche, sind daher auf tierische Unterstützung angewiesen, wenn Sie sich auf größerer Fläche verbreiten möchten. Auch das macht die Arbeit des Eichhörnchens besonders wertvoll.

Sie sehen: Das Eichhörnchen leistet Dienste von hohem Wert für Ihren Wald!

Fördern Sie Eichhörnchen und sichern Sie seine Arbeitserfolge! Ihr Wald dankt es Ihnen.
Arbeiten Sie mit der Natur und fördern Sie dadurch die Stabilität Ihres Waldes! Das Eichhörnchen ist einer von vielen tierischen Helfern auf diesem Weg.

Wie fördere ich die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Eichhörnchen?

Ob die jungen Bäume überleben, die das Eichhörnchen sät, hängt – wie im Fall einer jeden Verjüngung Ihres Waldes – von einigen äußeren Faktoren ab. Nur wenn genug Licht, Wärme und Raum in Ihrem Wald vorhanden ist, dann wachsen die neuen Bäume bestmöglich empor. Sie können Ihre Zusammenarbeit mit dem Eichhörnchen daher unterstützen, wenn Sie Ihren Wald “auflichten” indem Sie ihn pflegen und regelmäßig einzelne Bäume entnehmen. Denn Licht ist Leben und fördert die junge Baumgeneration, die in einem dunklen, kalten und zu dichten Wald chancenlos wäre. 

Regulierung der Wilddichte

Achten Sie auch auf eine angemessene Wilddichte, die dafür sorgt, dass die aufkommenden Jungbäume nicht sofort vom Wild verbissen, also gefressen werden. Sie würden somit bereits im jungen Alter absterben und die Mühen des Eichhörnchens wären umsonst. Hierzu ist manchmal ein Gespräch mit dem örtlichen Jäger oder der Jagdgenossenschaft notwendig, wenn Sie nicht selbst in Ihrem Wald zur Jagd gehen. Werben Sie dafür, dass insbesondere das Rehwild in einer angemessenen Dichte vorkommt, die das natürliche Aufkommen junger Bäume ermöglicht. 

Führt eine erhöhte Bejagung nicht zum Ziel, dann bleibt Ihnen als letztes Mittel die Zäunung der Waldfläche, auf der Sie eine Verjüngung des Waldes gezielt fördern wollen. Da sie sehr kostspielig ist, sollten zuvor jedoch immer erst andere Wege probiert werden, um eine natürliche Verjüngung Ihres Waldes zu ermöglichen. Zudem sorgt eine Zäunung Ihrer Waldflächen unweigerlich dafür, dass der Wildverbiss auf den Flächen Ihrer Waldnachbarn proportional zunimmt. Sie löst somit allgemein kein Verbissproblem, sondern führt lediglich zu einer Verlagerung sowie einer damit einhergehenden Konzentration des Problems auf anderen Waldflächen. Weiterführende Informationen zu diesem wichtigen Thema finden Sie in unserem Artikel Wildschäden vermeiden.

Baumartenreiche Mischwälder fördern

Letztendlich ist die Vergesslichkeit des Eichhörnchens beim Wiederauffinden versteckter Samen nicht ganz selbstlos. Vor allem gibt sie Ihnen einen wichtigen Hinweis darauf, welchen Lebensraum es sich und seinen nachfolgenden Einhörnchengenerationen wünscht: 

Standortgerechte Mischwälder mit unterschiedlichen Baumarten, die energiereiche Samen hervorbringen. Das bedeutet, Sie können Ihre Einhörnchenpopulation langfristig unterstützen indem Sie genau diese Entwicklung Ihres Waldes zulassen und aktiv fördern. Hierbei kann eine Aufwärtsspirale entstehen, die sich immer schneller dreht und Ihren Wald somit immer artenreicher und artenreicher macht: Sie fördern die Vielfalt tierischer Helfer, die tierischen Helfer fördern die Vielfalt in Ihrem Wald…und so weiter und so fort.

Auf dem Weg dahin ist es wichtig, dass Sie stets genügend alte Bäume in Ihrem Wald belassen, da nur diese über ausreichend Samen verfügen, die das Eichhörnchen zum Leben benötigt. Junge Bäume allein können dies nicht leisten, da viele Baumarten erst ab einem höheren Alter Samen produzieren. 

Straucharten fördern

Darüber hinaus kann auch die Förderung von vielfältigen Straucharten in Ihrem Wald das Leben des Eichhörnchens vereinfachen. Denn es ernährt sich neben Baumsamen auch von Früchten und Beeren. Bei der Förderung von Sträuchern in Ihrem Wald gelten die gleichen Regeln, wie bei der erfolgreichen Verjüngung von Bäumen: Licht, Wärme und Raum sowie die Eindämmung des Wildverbisses sind hier ebenfalls der Schlüssel zum Erfolg. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel über den ökologischen Wert und die Anlage von Waldrändern.

Waldhilfe wünscht Ihnen viel Freude bei Ihrer neuen Partnerschaft mit dem Eichhörnchen!

Artenreiche und klimastabile Wälder sind das Ergebnis einer Waldpflege, die sich an natürlichen Prozessen in der Natur orientiert und diese gezielt nutzt.