Gibt es Urwald in Deutschland?

Wald existiert in Deutschland seit Tausenden von Jahren. Kann man deshalb schon von Urwald sprechen? Der Wald hat über die Zeit viele Formen angenommen. Vor allem, seit der Mensch angefangen hat, ihn für sich zu nutzen. In diesem Artikel klären wir die Frage: Gibt es echten Urwald in Deutschland?

Gibt es Urwald in Deutschland?

Was ist Urwald überhaupt?

Der Duden beschreibt Urwald als ursprünglichen, von Menschen nicht kultivierten Wald mit reicher Fauna. Wälder also, in die der Mensch nicht eingegriffen hat.

Neben den bekannten Regenwäldern nahe des Äquators finden wir solche Wälder vereinzelt auch noch bei uns in Europa. Im westlichen Teil Russlands, auf dem Balken, den Karpaten und in Skandinavien.

Gibt es Urwald in Deutschland?

Vielleicht haben Sie schon einmal in einem anderen Artikel oder im Fernseher etwas von deutschen Urwäldern gehört. Das Wort Urwald ist für unsere heimischen Wälder jedoch falsch gewählt.

Unsere Wälder werden schon seit langer Zeit von Menschenhand gestaltet und können daher nicht als Urwälder bezeichnet werden. Selbst alte Baumriesen, die ihre verzweigten Kronen weit in den Himmel strecken, entstanden in den letzten Jahrhunderten unter dem Einfluss des Menschen und sind deshalb ein Teil des Waldes von heute.

Schon während des Mittelalters wurden weite Teile des europäischen Waldes stark genutzt, jedoch ohne das Verständnis für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Durch die steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz zur Wärmenutzung und im Bergbau verschwanden viele Wälder sogar nach und nach ganz.

Als die Folgen dieser regelrechten Ausbeutung sichtbar wurden, entstand die Idee der nachhaltigen Forstwirtschaft. In Zukunft nur noch so viel Holz zu nutzen wie auch nachwachsen kann, war hier der Leitgedanke. Anders als heute ging es zunächst nicht um den Naturerhalt, sondern um die Sicherstellung von Ressourcen für Zeiten von Engpässen und Krieg.

Im Zuge der Industrialisierung und während beziehungsweise nach den beiden Weltkriegen wurden die deutschen Wälder wiederholt stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele Flächen wurden nach diesen Ereignissen im großen Rahmen aufgeforstet, also mit jungen Bäumen bepflanzt. Neue Wälder entstanden.

Hierzulande waren die Menschen schon seit dem Mittelalter und früher abhängig vom Wald und dem Rohstoff Holz. Jedes Waldstück in Deutschland wurde schon einmal berührt, genutzt, bewirtschaftet und verändert. Großflächig fanden immer wieder andere Baumarten ihren Platz auf abgeernteten Flächen, so dass heute vielerorts nicht die Bäume wachsen, die von Natur aus dort stehen würden.

Urwald Ast
Der Begriff "Urwald" ist auch für sehr alte deutsche Wälder falsch gewählt.

Schutz besonderer Wälder

In die Kulturlandschaft Deutschlands passt der Begriff Urwald also nicht hinein. Es wird jedoch versucht die Natur in Teilen zu bewahren, indem Schutzgebiete ausgewiesen werden. Diese Gebiete werden, abhängig vom Schutzstatus, in einigen Fällen überwiegend sich selbst überlassen. Richtige Urwälder werden es jedoch nie sein, da der Ausgangszustand ein vom Menschen geschaffener ist.

Unberührte Natur ist auf unserer Erde sehr rar geworden. Gerade deshalb gilt es, die wenigen verbliebenen echten Urwälder zu schützen. Weltweit. Ob in Brasilien oder im Südosten Europas: Die illegale Nutzung dieser Naturschätze nimmt weiter zu, Urwälder werden kleiner und seltene Tierarten verschwinden nach wie vor aufgrund großflächiger Rodung und Zerstörung.

 

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