Dass Waldbrände nicht nur katastrophale Schäden in südlichen Ländern wie Spanien oder gar weit entfernt in Kalifornien anrichten, zeigt ein Beispiel aus Deutschland während des Jahrhundertsommers 2018: der Waldbrand in Treuenbrietzen in Brandenburg.
Waldbrand in Treuenbrietzen in Brandenburg
Warum der Waldbrand in Treuenbrietzen so verheerend war
Im August brannten in Brandenburg bei Treuenbrietzen rund 330 Hektar Kiefernwald flächig ab. In den letzten Jahren kam es zu keinen vergleichbaren Bränden. Wo vorher grüne Kiefern in unterschiedlichen Altersklassen einen Wald formten, steht Förster Uwe Honke heute auf einer schwarz verkohlten freien Fläche. Die Überreste lassen erahnen, mit welcher Kraft sich die Flammen ihren Weg gebahnt haben.
Dem Brand 2018 ging eine monatelange Trockenheit voraus. Diese machte sich noch in Bodentiefen bis zu 4 Metern bemerkbar und sorgte dafür, dass sämtliche Bestandteile des Waldes bestes Brennmaterial boten. Die Ursache für den Brand ist jedoch nach wie vor unklar.
Neben der Trockenheit, zog auch noch ein Gewitter mit starken Winden auf. Es begann jedoch nicht zu regnen. Die starken Winde fachten das Feuer zusätzlich an, so dass der Brand auf die Baumkronen überschlug. Als diese abgebrannt waren, gingen die Flammen wieder in einen Bodenbrand über. So richtete das Feuer großen Schaden an und machte sogar vor der unbepflanzten Bahntrasse und Landstraße nicht halt, die Flammen eigentlich vor einer weiteren Ausbreitung abhalten sollten. Tagelang kämpften Feuerwehr und andere Kräfte gegen die Flammen an und konnten sie schlussendlich in den Griff bekommen.
Waldbaulich wurde auf der Waldbrandfläche die letzten 100 Jahre durchweg auf die Kiefer als wirtschaftlich ertragreichste Baumart gesetzt. Sie kommt auch mit den recht kargen Standortsbedingungen zurecht. Durch große Mengen ätherischer Substanzen in Kiefernbeständen steigt das Waldbrandrisiko in Reinbeständen jedoch deutlich. Bei hoher Hitze verdampften diese Substanzen und führten zu regelrechten Explosionen im Kronenraum.
Verbrannte der gesamte Wald?
Der Großteil der Bäume verbrannte “nur” oberflächlich. Durch die starken Schäden am Kambium war es den Bäumen leider nicht möglich, ihr Wachstum fortzusetzen. Ohne das lebenswichtige Gewebe innerhalb des Baumes, wo Zellen für die Leitungsbahnen von Wasser und Nährstoffen gebildet werden, ist ein zeitnahes Absterben der Pflanzen absehbar. Mit der Entnahme der Bäume konnte das Holz jedoch noch Verwendung finden.
Bäume am Rand der Brandfläche, die am Stammfuß verbrannt, in der Krone jedoch noch grün sind, bleiben als Schutz- und Saatbäume erhalten. So kann die Freifläche in den nächsten Jahrzehnten noch vor Wind und Wetter geschützt werden und eventuell der ein oder andere Samen seinen Weg auf den Boden finden. Hier gilt es für Förster Honke jedoch die nächsten Monate abzuwarten, inwieweit die Bäume weiterhin vital bleiben oder ihren Verletzungen doch noch erliegen.
Solange dienen die Kiefern jedoch auch als “Fangbäume” für Insekten. Da die Bäume schon durch das Feuer geschwächt wurden, werden sich schädliche Insekten auch zuerst auf diese fokussieren. So kann zumindest ein Teil der Insekten von gesunden Beständen ferngehalten und im Anschluss mit der Fällung der kranken besiedelten Bäume aus den Beständen gebracht werden.
Holzverkauf nach Großbrand
Der Sommer 2018 war für viele Waldeigentümer eine Zerreißprobe. Viele Waldflächen wurden durch starke Stürme, Trockenheit und den Borkenkäfer in Mitleidenschaft gezogen. Die großen Mengen an Schadholz, das möglichst schnell aus dem Wald gebracht werden sollte, haben sich auch auf dem Holzmarkt bemerkbar gemacht. Denn durch ein Überangebot fielen die Preise für Holz und damit auch der Erlös für Waldeigentümer.
Der immense wirtschaftliche Schaden zeigt sich nun auch im Fall der Flächen um Treuenbrietzen in den Verkaufspreisen des “Brandholzes”:
Über 50 Jahre alte Bestände wurden mit dem Harvester geerntet und als Industrieholz in zwei Sortimenten verkauft. Schwarz verkohlte Abschnitte gingen für 5 Euro pro Festmeter an Abnehmer über, die Abschnitte ohne Verkohlung noch für 10-15 Euro pro Festmeter. Regulär verkauften sich gute Qualitäten im Bundesgebiet in den letzten Jahren für fast das Doppelte.
Die unter 50-jährigen Bestände wurden mit einem Bagger mit einer Art Greifzange “abgeknipst” und für den Hacker bereitgestellt. Erlöse von 1,25 Euro pro Schüttraummeter gingen hierfür in die Kasse der Waldgenossenschaft. Insgesamt wurden circa 7.000 Festmeter Industrieholz und um die 12.000 Schüttraummeter Heizhackschnitzel von der Waldbrandfläche entnommen.
Neuer Wald wird stabil und fit für die Zukunft
Förster Honke sieht in der Katastrophe in Brandenburg jedoch auch eine Chance für die Zukunft. Denn die waldbaulichen Fehler von vor 100 Jahren möchte er nicht erneut begehen. Ein nachhaltiges Konzept eines Waldes aus verschiedenen Baumarten soll an Stelle des einstigen Monokultur-Gedankens rücken. Stabile Wälder aus Laub- und Nadelbäumen werden das nächste Waldbild prägen.
Beigemischte Laubbäume sollen durch den höheren Wasseranteil innerhalb der Pflanze Brandausbreitungen verhindern. Vielmehr finden sich keine Harze und flüchtigen Substanzen in Laubbäumen, was sie zu Beschützern ihrer Nadelbaum-Nachbarn macht.
Konkret wird der neue Wald aus einer Mischung aus Eiche, Roteiche, Robinie und Birke bestehen. Die Kiefer bleibt weiter die wirtschaftlich wichtige Baumart und wird ebenfalls wieder ihren Platz auf der Fläche finden. Umsäumt und geschützt von ihren “dienenden Nachbarn”. Die Laubbäume werden voraussichtlich nicht alle gute Holzqualität erreichen können, da der schwache sandige Standort dies nicht zulässt. Hoffnung besteht, dass der Boden durch die Ascheansammlung dennoch profitiert und sich durch die Düngewirkung ein wenig verbessert.
Zusätzlich setzt man auf sogenannte Waldbrandriegel. Waldbrandriegel sind Schutzstreifen aus Laubbäumen mit einer Breite von 100 Metern. Sie werden in Nord-Süd-Ausrichtung angelegt, um bei erneuten Bränden und Winden aus Hauptwindrichtung West gewappnet zu sein.
Herausforderung Freifläche
Neben den Problemen, die Wind und Klima auf einer freien Fläche ohne Schutz mit sich bringen, kommt das hohe Risiko von Wildverbiss an den jungen Neupflanzen. Die frischen Triebe der jungen Bäume sind Leibspeisen des Wildes und eine riesige Fläche ohne Schutz lädt gerade zum „Mahl am gedeckten Tische“ ein.
Auf die Waldgenossen kommen hohe Kosten für die Einzäunung der Flächen zu. Das gesamte Areal wird in kleinere Flächen aufgeteilt und durch Zäune geschützt. Zusätzlich wird die nächsten Jahre ein großer jagdlicher Aufwand von Nöten sein, um die nächste Waldgeneration zu sichern.
Freiflächen neigen sehr oft dazu, das Anwachsen junger Bäume zusätzlich durch aufkommende Begleitvegetation zu erschweren. Gräser können schnell über die kleinen Bäumchen wachsen und ihnen so das Licht zum Wachsen nehmen. Regelmäßige Pflegeeingriffe werden also unumgänglich sein.
Fazit
Die Aufarbeitung der Schäden durch den Brand werden noch einige Zeit andauern. Förster Uwe Honke ist jedoch zuversichtlich, aus der kargen verbrannten Landschaft wieder einen Wald entstehen lassen zu können. Trotz den großen Herausforderungen Neuanpflanzungen vor allerlei Gefahren zu schützen, gibt Honke auch den Waldgenossen Hoffnung mit auf den Weg: “Wir schaffen das schon! Die ungewohnte Situation gilt es nun zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Fläche für die Zukunft zu rüsten.”
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