Interview: Der Kleinprivatwald aus Sicht eines Beraters

Ralph Kiesewalter arbeitet seit 2008 als Berater und Projektsprecher bei der Privatwaldförderung Thüringen, die zusammen mit der wald-wird-mobil.de gGmbH Waldeigentümer für eine nachhaltige Waldwirtschaft und Waldpflege begeistert und berät.

Herr Kiesewalter, was genau macht ein Privatwaldberater eigentlich?

Die Aufgaben sind sehr vielfältig. Die Bandbreite reicht dabei von der anfänglichen Eigentümerrecherche, über die Organisation und Durchführung von Informationsveranstaltungen für Waldeigentümer, bis zu Beratungsgesprächen vor Ort, im Wald. Besonders die konkrete Beratung auf Waldflächen ist Kernaufgabe eines Privatwaldberaters. Dabei geben wir Hilfestellung zu grundlegendsten Fragen der Waldbewirtschaftung. Darüber hinaus führen wir die Eigentümer vielfach buchstäblich an Ihre Waldflächen heran. Mit Hilfe moderner GPS-Technik bringen wir Eigentümer und Eigentum wieder zusammen. Ziel ist dabei immer der Aufbau einer langfristigen und vor allem nachhaltigen Beziehung zwischen Waldeigentümer und dem örtlichen Revierbetreuer bzw. dem zuständigen Forstamt.

 

Was bewegt Kleinprivatwaldeigentümer? Was sind ihre größten Belange?

Die emotionale Bindung zum eigenen Wald ist in Thüringen sehr stark ausgeprägt. Aus diesem Grund reagieren viele Eigentümer sehr sensibel und sind sehr aufmerksam, wenn es um Privatwald geht. Am meisten brennt ihnen die Frage nach der Zukunft, dem Werterhalt ihrer Flächen unter den Nägeln. Und damit wären wir auch genau im Spannungsfeld „Wirtschaften im Klein –und Kleinstprivatwald“ angekommen. Denn oftmals sind die Vorstellung des Eigentümers, welches die optimalen Maßnahmen zum Erhalt des Waldes bzw. Waldwertes seien, nicht die aus forstfachlicher Sicht geeigneten Maßnahmen. Hier liegt es am Geschick des Privatwaldberaters in seiner beratenden Funktion, Irrtümer auszuräumen und ggf. veraltetes Wissen aufzufrischen. Ein weiterer „Dauerbrenner“ ist die Problematik der nicht genau bekannten Flurstücksgrenzen bzw. Bewirtschaftungsgrenzen. Hier versuchen wir, wie bereits erwähnt,  mittels GPS-Technologie Licht ins Dunkel zu bringen. Ein Angebot, das von den privaten Waldeigentümern sehr stark nachgefragt und dankbar angenommen wird.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am Besten?

Ganz kurz: „Die Mischung machts“. Es ist die Vielfalt und die Abwechslung meiner Tätigkeiten. Ob Büro, Fachkongresse, Waldbesitzerversammlungen oder Außentermine. Besonders angenehm und fordernd ist natürlich die Arbeit mit den Waldeigentümern. Hier erlebt man immer wieder spannende Dinge, lernt Menschen aller Coleur kennen und muss sich stets neu auf seinen Gegenüber einstellen. Will man als Privatwaldberater seine Arbeit vernünftig machen, gibt es kein „Schema F“ bei der Kommunikation mit Waldeigentümern. Als Projektsprecher obliegt es mir, die „Privatwaldförderung Thüringen“ nach Außen zu vertreten, die Arbeit und Erfolge darzustellen. Eine Aufgabe, die ich sehr spannend finde und mit großer Freude wahrnehme.

 

Was denken Sie, was fehlt momentan noch bei der Beratung von Kleinprivatwaldeigentümern?

Diese Frage lässt sich aus meiner Sicht nicht pauschal beantworten. Es gibt viele kleine, manche große Baustellen. Es gibt aber auch Regionen in denen wir als Privatwaldberater „arbeitslos“ sind. Regionen wo vorbildlich und nachhaltig einer geregelten Waldwirtschaft nachgegangen wird.

Optimieren kann und sollte man die Mittel und Wege um mit Waldeigentümern in Kontakt, vor allem Erstkontakt, zu treten. Dabei sollte zukünftig auch auf moderne Instrumente (Youtube, Facebook etc.) gesetzt werden. Hier geht es auch darum potentielle Waldeigentümer anzusprechen. Die Nutzung moderner Kommunikationsmöglichkeiten macht es einfach, einen regelmäßigen Kontakt zum Waldeigentümer zu pflegen. Das ist in meinen Augen, neben Vertrauen und Ehrlichkeit, der Grundstein einer nachhaltigen Mobilisierung. Bei der Beratung der Eigentümer muss auch klar vermittelt werden, dass Wald bzw. der Rohstoff Holz enorm nachgefragt und damit wertvoll ist. Hiermit ergeben sich also für den Eigentümer Chancen, einerseits Wald zu pflegen, Wert zu erhalten und zu erhöhen und gleichzeitig Geld damit zu verdienen. Und Erträge aus seinem Wald zu erwirtschaften ist nichts Negatives. Oftmals wird Wald gern als „Sparbüchse der Familie“ bezeichnet. Eine Sparbüchse die ich aber niemals nutze, ist jedoch wertlos.

Wenn wir es schaffen Waldeigentümern die Abläufe und Zusammenhänge zwischen Pflege, Ertragssteigerung und Bestandesstabilität einfach und verständlich zu vermitteln, haben wir viel gewonnen. Dann ist der Waldeigentümer mittendrin statt nur dabei.

 

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