Schutzgebietskategorien - Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete und Co.

Von einem Nationalpark oder einem Naturschutzgebiet haben die meisten schon einmal gehört. Daneben gibt es aber eine ganze Reihe weiterer Schutzgebietskategorien. Auch Ihr Wald kann in einem geschützten Gebiet liegen, weshalb es sich lohnt, ein grundlegendes Verständnis für die verschiedenen Arten von Schutzgebieten zu entwickeln. Dieser Artikel soll Sie dabei unterstützen.

Ein Kleiber sitzt bei Abendrot auf einem abgestorbenen Kiefernast -Schutzgebietskategorien (Naturschutzgebiete und Co.)

Es gibt unterschiedliche Arten von Schutzgebieten. Schutzzweck und Schutzintensität variieren dabei. Im Folgenden finden Sie die relevantesten Kategorien aufgelistet und kurz beschrieben:

Naturdenkmäler

Ein Naturdenkmal ist ein natürlich entstandenes Landschaftselement, welches unter Schutz gestellt wurde. Das können zum Beispiel besonders alte, prächtig gewachsene Bäume sein, markante freistehende Felsen, eine Höhle oder ein alter Park. Sie sind in der Regel deutlich kleiner als andere Schutzgebiete.

Besonders geschützte Biotope

Es existiert eine Vielzahl an besonders geschützten Biotopen. Dazu gehören unter anderem:

  • Natürliche Bereiche von Binnengewässern
  • Seggen- und binsenreiche Nasswiesen
  • Offene Binnendünen
  • Bruch-, Sumpf-, und Auwälder
  • Offene Felsbildungen
  • Steilküsten

Solche Biotope dürfen weder zerstört noch beeinträchtigt werden. Dazu müssen sie nicht einzeln ausdrücklich per Gesetz oder Verordnung unter Schutz gestellt werden: Sie stehen grundsätzlich unter Schutz. Anders als zum Beispiel Biosphärenreservate, die ausdrücklich an einem gegebenen Ort ins Leben gerufen werden müssen.

Karte der Biosphärenreservate, Naturparks und Nationalparks in Deutschland - Schutzgebietskategorien
Karte der Biosphärenreservate, Naturparks und Nationalparks in Deutschland

Naturschutzgebiete

Naturschutzgebiete sind Gebiete, in denen Teile der Natur geschützt werden. Sie dienen der Erhaltung der Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen und werden aus Gründen der Ökologie, der Wissenschaft, der Natur- oder Erdgeschichte oder der Landeskunde geschützt. Auch aufgrund der Seltenheit oder Vielfalt besonderer Arten wird ein Naturschutzgebiet festgelegt. In Naturschutzgebieten ist es verboten Bestandteile zu zerstören, zu beschädigen oder zu verändern.

Landschaftsschutzgebiete, Naturparks und Geoparks

Bei Landschaftsschutzgebieten handelt es sich um Gebiete, in denen besondere Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Natur und ihrer Leistungsfähigkeit erforderlich sind. Landschaftsschutzgebiete werden aufgrund der Vielfalt, Eigenart oder Schönheit des Landschaftsbildes oder wegen ihrer besonderen Bedeutung für die naturnahe Erholung ausgewiesen. Handlungen, die den Charakter des Gebietes verändern oder nicht mit dem Schutz vereinbar sind, sind verboten. Landschaftsschutzgebiete weisen jedoch in der Praxis einen erheblich schwächeren Schutzstatus als Naturschutzgebiete auf. Dafür fallen sie häufig deutlich großflächiger aus.

Auch in Natur- oder Geoparks soll das Landschaftsbild erhalten bleiben. Der Fokus liegt hier allerdings eher auf dem Schutz der natürlichen Vielfalt oder außergewöhnlicher geologischer Formationen.

Die Sächsische Schweiz
Die Sächsische Schweiz - hier finden sich Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete, sowie ein Nationalpark auf engstem Raum.

Natura 2000

Natura 2000 ist ein Schutzgebietsnetzwerk, das sich über die gesamte Europäische Union erstreckt. Ziel ist der dauerhafte Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa auf Grundlage der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat) und der Vogelschutzrichtlinie. In allen Natura-2000-Gebieten gilt das sogenannte Verschlechterungsverbot. Dafür wurde einmalig der Zustand des Gebietes erfasst und dokumentiert. Der Zustand soll künftig eine bestimmte Mindestqualität beibehalten. Der Wald darf sich danach nicht durch beeinträchtigende Maßnahmen verschlechtern. Im Gegensatz zu anderen Schutzgebieten können die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten den Status von Natura-2000-Gebieten nicht einfach aufheben. Tun sie es doch, droht ein Verfahren auf europäischer Ebene. Die zum Teil sehr weitläufigen Natura-2000-Gebiete umfassen auch Wälder in Privateigentum. Wenn Ihr Wald Teil einer solchen Schutzzone ist, sind auch Sie bei der Pflege und Bewirtschaftung Ihres Waldes an das Verschlechterungsverbot gebunden. Im Gegenzug können Sie Anspruch auf Fördergelder haben.

 

Ein Schwarzstorch - er ist auf alte Wälder und Schutzgebiete angewiesen.
Ein Schwarzstorch - er ist auf alte Wälder und Schutzgebiete angewiesen.

FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiete)

Die FFH-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, besondere Gebiete zum Schutz und Erhalt bestimmter Lebensraumtypen sowie von Tier- und Pflanzenarten auszuweisen. Die sogenannten “FFH-Gebiete” sind Teil des Natura 2000 Schutzgebietsnetzes.

Dabei werden europaweit insgesamt 17 Wald-Lebensraumtypen unterschieden. In Deutschland sind insbesondere die Buchenwald-Lebensraumtypen von Bedeutung. Einer forstlichen Pflege und Bewirtschaftung dieser Gebiete im Sinne der „guten fachlichen Praxis“ steht grundsätzlich nichts entgegen, sofern der Erhaltungszustand und die Entwicklungsziele des jeweiligen FFH-Gebietes berücksichtigt werden.

Zu beachten sind allerdings die sich aus der Schutzkategorie ergebenden zeitlichen Einschränkungen: So müssen forstwirtschaftliche Maßnahmen in der Regel bis Ende Februar abgeschlossen sein, da eine Wirtschaftsruhe während der Brutzeit der Vögel (von März bis Juli) empfohlen und teilweise vorgeschrieben ist. Die Länder sind verpflichtet sogenannte Managementpläne zu erarbeiten, in denen Maßnahmen konkretisiert werden, um diese Ziele zu erreichen.

Für nähere Informationen zum aktuellen Bearbeitungsstand der Managementpläne, wenden Sie sich bitte an die in Ihrem Bundesland zuständige Forst- bzw. Naturschutzverwaltung.

 

Vogelschutzgebiete

Die Vogelschutzrichtlinie dient der Ausweisung besonderer Gebiete zum Schutz von 181 in Europa heimischen und gefährdeten Vogel- und ihren Unterarten. Besonders bekannte Beispiele sind Schwarzstorch und alle heimischen Adler-Arten. Auch in den Vogelschutzgebieten  können sich Einschränkungen in der Bewirtschaftung ergeben.

Biosphärenreservate

Biosphärenreservate sind Gebiete, in denen das Zusammenleben von Mensch und Natur exemplarisch dargestellt und untersucht werden soll. Sie bezwecken den Erhalt der biologischen Vielfalt, die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, insbesondere durch naturverträgliche Landnutzungsmethoden, und die Förderung von Umweltforschung und -bildung. Ein überregional bekanntes Beispiel ist das “Biosphärenreservat Spreewald” in Brandenburg, welches unter Schirmherrschaft der UNESCO steht.

Nationalparks

Nationalparks sind großräumige Gebiete, bei denen der sogenannte Prozessschutz, im Vordergrund steht, also die natürliche und durch den Menschen möglichst ungestörte Entwicklung des Ökosystems. Mehr als die Hälfte der Fläche muss gemäß der Regelung eines Naturschutzgebietes unter “Prozessschutz” gestellt werden. Prozessschutz bedeutet, dass weitestgehend auf Eingriffe in die natürlichen Prozesse verzichtet und die Natur somit sich selbst überlassen wird. Naturerleben, Bildung und Erholung spielen in Nationalparks eine wichtige Rolle. Der älteste deutsche Nationalpark liegt im Bayerischen Wald.

Wie Sie herausfinden, ob Ihr Wald in einem Schutzgebiet liegt

Sie wollen wissen, ob Ihr Wald in einem dieser Schutzgebietskategorien liegt? Das Bundesamt für Naturschutz stellt online eine umfassende Karte der Schutzgebiete in Deutschland zur Verfügung. Sollten Sie einen Wald besitzen, der in einem Schutzgebiet liegt oder besonders geschützte Biotope aufweist, ist es in jedem Fall ratsam sich zu informieren, welche forstlichen Maßnahmen erlaubt sind und welche nicht. Nähere Informationen dazu finden Sie in den Verordnungen zu den einzelnen Schutzgebieten sowie in den Naturschutzgesetzen der Länder.

 

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